Die Zunftmeister der Zunft Riesbach

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Thomas Ribi

 Zunftmeister seit 2023

Thomas Ribi ist 1965 geboren und in Zürich Hottingen aufgewachsen. Nach der Matura studierte er in Zürich und München klassische Philologie und Archäologie und schloss das Studium 1993 ab. Über seinen Vater, der von 1994 bis 2011 Zunftmeister war, fand er den Weg in die Zunft Riesbach, zunächst als Stubengeselle, ab 1995 als Zünfter. Von der klassischen Antike begann er sich nach einer Zeit als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Zürich zu lösen und wandte sich der Gegenwart zu. Als Redaktor der «Neuen Zürcher Zeitung» berichtete er zunächst im Lokalteil über alles, was in Zürich von Bedeutung ist, von der Finanzpolitik über Wahlen bis zu grossen Bauprojekten. 2006 wurde er Leiter des Ressorts «Zürich und Region». Seit 2015 ist er im Feuilleton der «Neuen Zürcher Zeitung» als Redaktor und Autor tätig, schreibt über aktuelle und historische Themen aus verschiedenen Bereichen und verfasst Essays zu Zeitfragen.

In der Zunft Riesbach betreute Thomas Ribi seit den 1990er Jahren die Jahreschronik «Räbmässer», die alles Berichtenswerte aus dem Riesbächler Zunftjahr in Wort und Bild festhält. Seit 2022 ist er Mitglied der Vorsteherschaft, zunächst als Statthalter und seit dem Martinimahl 2023 als Zunftmeister. Er hat zwei Töchter und einen Sohn. Um sich für das Zunftleben fit zu halten, versucht Thomas Ribi regelmässig Sport zu treiben. Joggen, ein bisschen Radfahren, Skifahren und Wandern gehören neben der Zunft Riesbach zu seinen Lieblingshobbies. Genauso wie das Lesen und Schreiben, das Erkunden fremder Städte und Landschaften mit seiner Familie und das Tanzen mit seiner Frau Verena.

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Nils Walt

Zunftmeister von 2011 – 2023, Ehrenzunftmeister

Am 25. März 1968 in Zürich geboren, wuchs Nils Walt im Zürcher Unterland auf und zügelte noch vor seinem 20. Geburtstag ins Riesbach-Quartier, wo auch schon seine Grosseltern und seine Eltern gelebt hatten. Nach der kaufmännischen Lehre absolvierte er eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung, eine Ausbildung zum Management Coach und ein Nachdiplomstudium zum Master of Advanced Studies in Human Resources Management. Rund 20 Jahre war Nils Walt in verschiedenen Funktionen im Personalwesen tätig. Heute ist er im Wolfsberg, dem UBS Center for Education and Dialogue, tätig und kuratiert und organisiert als Programmleiter Veranstaltungen mit Fokus auf Politik, Wirtschaft, Leadership und Innovation.

2002 wurde Nils Walt in die Zunft Riesbach aufgenommen und vier Jahre später in die Vorsteherschaft gewählt. Nach zwei Jahren als Vorsteher übernahm er 2008 die Funktion des Stubenmeisters, und ab dem 1. Januar 2012 amtete er als Zunftmeister. 2023 wählten ihn die Zünfter zum Ehrenzunftmeister. Damit er die ihm wichtigen Freizeitfreuden – kulinarische Reisen, das Entdecken neuer Restaurants und das Geniessen guter Weine – halbwegs unbeschadet übersteht, treibt Nils Walt regelmässig Sport. Im Winter auf den Pisten von Flims und im Sommer auf Wanderwegen im Tessin oder joggend in den Wäldern rund um Zürich. Nils Walts wichtigstes Hobby ist jedoch die Zunft Riesbach. Er ist Mitglied der Reitergruppe und hat sich vorgenommen, das Sechseläuten jeweils auch als Ehrenzunftmeister hoch zu Pferd zu bestreiten.

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Dr. Thomas Sauber

Zunftmeister von 2001 – 2011

Thomas Sauber wurde am 9. November 1956 in Zürich geboren und ist in Erlenbach aufgewachsen. Im Anschluss an die Wirtschaftsmatura studierte er an der hiesigen Universität Rechtswissenschaften und erwarb nach dem Doktorat in Zürich das Anwaltspatent. Seine ersten Sporen verdiente er in einer grossen kanadischen Anwaltskanzlei in Montreal und Toronto ab. Als langjähriger General Counsel von EY Schweiz und Office Managing Partner von EY Zürich (1'500 Mitarbeitende) hatte Thomas Sauber Einsitz in nationale und internationale Führungsgremien von EY, wo er sich vor allem mit dem Legal Risk- und Litigation Management sowie mit allen Rechtsbelangen eines global tätigen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens befasste.

Obwohl der Name «Sauber» gleich mehrfach und seit Jahrzehnten im Zunftrodel anzutreffen ist, wurde Thomas Sauber erst 1994 zöiftig. Bereits nach zwei Jahren übernahm er das Amt des Ersten Zunftschreibers, wurde nach drei Jahren Statthalter und weiteren zwei Jahren Zunftmeister. Zwar ist Thomas Sauber seit jeher engagiertes Mitglied der Reitergruppe; als Zunftmeister zog er aber den Fussmarsch zusammen mit Ehrengästen und Ehrendamen durch die Bahnhofstrasse dem wilden Ritt um den Böögg vor.

Kein Zufall ist es, dass sich das Zunfthaus «Zum Grünen Glas» in den Amtsjahren von Zunftmeister Thomas Sauber zu einem beliebten interzöiftigen Treffpunkt entwickelt hat, wo man zu später Stunde – nach den Zunftbesuchen am Sechseläuten oder nach anderen Zunftfestivitäten – gerne noch Einkehr hält. Und seiner glänzenden Rhetorik und seiner Schlagfertigkeit dürfte es zuzuschreiben sein, dass auch immer wieder ein Saubannerzug den Weg ins Grüne Glas gefunden hat.

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Dr. Hans Ribi

Zunftmeister von 1994 – 2001

Am 28. Juli 1932 geboren und in Kreuzlingen und Zürich aufgewachsen, studierte Hans Ribi in Zürich Rechtswissenschaft, um sich anschliessend einer Verwaltungslaufbahn zu widmen. Zuletzt war er Generalsekretär der Zürcher Justizdirektion, wo er ausführlich Gelegenheit hatte, verschiedenste Formen unkonventioneller Lebensgestaltung kennenzulernen, was auf seine persönlichen Neigungen und Vorlieben allerdings kaum abfärbte. In seinen Mussestunden vergnügte er sich vornehmlich mit Kunst und Geschichte (insbesondere mittelalterlicher) und - auch dies vielleicht eine Reminiszenz an das Mittelalter - mit gutem Essen und ebensolchem Trinken. Obschon er als gebürtiger Thurgauer - der sein Ermatinger Bürgerrecht nie abgegeben hatte - das Zürcher Zunftleben gleichsam von aussen kennenlernte, mauserte er sich zu einem soliden Zünfter und war ein Vierteljahrhundert (1976 bis 2001) Mitglied der Vorsteherschaft der Zunft Riesbach. Als Mensch von «barocker Erscheinung» - wie er sich selbst bezeichnete - und den Genüssen, die das Leben bietet, nicht abgeneigt, hatte Hans Ribi als Zunftmeister vor allem eine Berufung entdeckt, die in seinem vorzunftmeisterlichen Leben gänzlich unerkannt blieb: das Dichten von Verschen zu jeder Gelegenheit. Die Dichterwürde Dantes, Petrarcas und Villons mag durch Ribis Wegwerflyrik nur hier und da ernstlich konkurrenziert worden sein: das horazische «Belehren und erfreuen» war eine feste Richtschnur von Hans Ribis Meistersängen. Hans Ribi verstarb nach kurzer Krankheit am 19. Januar 2021. Ein zöiftiger letzter Gruss blieb den Riesbächlern versagt, da die Corona-Pandemie Trauerfeiern nur im engsten Familienkreis zuliess.

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Hans Rudolf Spillmann

Zunftmeister von 1981 – 1994, Ehrenzunftmeister

Hans Rudolf Spillmann wurde am 7. Januar 1932 in Zollikon geboren. Er besuchte die Schulen in Zollikon und Zürich und schloss am Freien Gymnasium mit der mathematisch-naturwissenschaftlichen Matura ab. Nach Studien in Zürich und Genf gründete er eine eigene Firma, die Belfa AG, einen Fabrikations- und Handelsbetrieb in der Farben- und Lackbranche.

Er ist Vater von drei zöiftigen Söhnen. Auch aufgrund der Familienbande ist er mit der Zunft seit seiner Kindheit eng verbunden. Auf mütterlicher Seite bekleideten sowohl Urgrossvater Johann Friedrich Zuppinger wie auch Grossvater Fritz Zuppinger das Zunftmeisteramt und Urgrossvater Louis Meynadier diente der Zunft als Säckelmeister. Der Grossvater väterlicherseits, Jean Spillmann-Staub, war Ehrenzünfter und Vater Jean Spillmann-Zuppinger, ebenfalls Ehrenzünfter, amtete während 18 Jahren als Mitglied der Vorsteherschaft.

Als Hans Rudolf Spillmann von den Verkaufsabsichten, welche die Standschützengesellschaft Zürich-Neumünster als vormalige Eigentümerin der Liegenschaft «Zum Grünen Glas» hegte, erfuhr, schlug er im Herbst 1974 der Vorsteherschaft vor, die beiden Liegenschaften Untere Zäune 15 und Obere Zäune 16 zu erwerben. So konnte die Zunft Riesbach den lang gehegten Wunsch nach einem eigenen Zunfthaus verwirklichen.

Schon in jungen Jahren zeichnete er sich als treffsicherer Schütze aus. Noch während seiner Gymnasialzeit wurde er 1949 Vizeschützenkönig am Eidgenössischen Schützenfest in Chur. Während mehrerer Jahre gehörte er der Schützen-Nationalmannschaft an und krönte seine sportliche Karriere im Jahre 1960 mit dem Gewinn der Silbermedaille im Dreistellungsmatch an den Olympischen Sommerspielen in Rom. Nach seiner Aktivzeit stellte er sich viele Jahre dem Schweizerischen Matchschützenverband als technischer Leiter und Verbandspräsident zur Verfügung. Im Militär bekleidete er den Rang eines Majors und war innerhalb des Conseil International du Sport Militaire für den Schiesssport verantwortlich.

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Erich Ulrich

Zunftmeister von 1973 – 1981

Erich (Rico) Ulrich-Schlatter wurde am 15. Dezember 1928 als Sohn des Landwirtes und Riesbächler Zünfters Ernst Ulrich geboren. Das elterliche Gut, die «Höhe» in Zollikon, war damals noch Gast- und Landwirtschaftsbetrieb in einem. Ulrich studierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und in Karlsruhe Architektur und eröffnete in den fünfziger Jahren ein eigenes Büro. Insbesondere als Schöpfer öffentlicher Bäder machte er sich einen Namen. So gestaltete er in Zollikon das Seebad neu und baute das Hallen- und Freibad Fohrbach. Die bauliche Entwicklung der Gemeinde Zollikon war ihm ein zentrales Anliegen. Als Mitglied der Baukommission, der Planungskommission und der Arbeitsgruppe Gemeindestruktur trug er mit dem ihm eigenen Sinn für das Realisierbare zur Lösung der anstehenden, vielfach heiklen Baufragen bei.

Eine heimtückische und unheilbare Krankheit zwang den 53jährigen im Sommer 1981, das Zunftmeisteramt auf das Hauptbott im Herbst hin zur Verfügung zu stellen, doch sollte ihm selbst diese kurze Frist nicht mehr vergönnt sein: Am 17. Juli 1981 ereilte ihn der Tod.

Andreas Honegger zeichnete das Naturell des verstorbenen Zunftfreundes in der Neuen Zürcher Zeitung nach: «Erich Ulrich verstand es in hervorragender Weise, humorvolle Menschlichkeit mit sicherer Engagiertheit in Übereinstimmung zu bringen. Als Amateurkabarettist sowie später als Zunftmeister war sein Humor nie oberflächlich oder gar verletzend, sondern immer charmant und reich an weiten gedanklichen Bezügen. Zuerst als Statthalter und von 1973 an als Zunftmeister hat er es verstanden, Tradition im besten Sinne als Verantwortungsbewusstsein mit Aufgeschlossenheit für die Gegenwart und Lebenszeit kommender Generationen zu verbinden.»

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Alwin Künzler

Zunftmeister von 1956 – 1973, Ehrenzunftmeister

Alwin Künzler-Brütsch, Bürger von Rheineck SG und Zürich, wurde am 7. April 1913 geboren und wuchs im Quartier Oberstrass auf. Die Jahre 1932 bis 1939 führten Künzler in zahlreiche Länder, wo er sich das berufliche und sprachliche Rüstzeug für seine spätere Karriere als Transportversicherungsfachmann holte. Seine Ernennung zum Direktor der Eidgenössischen Versicherungs AG und seine Wahl als Präsident des Internationalen Transport-Versicherungs-Verbandes krönten seine berufliche Laufbahn.

Als Mitglied und langjähriger Präsident der Kirchgemeinde Zürich-Oberstrass stellte er seine Dienste der evangelisch-reformierten Kirche zur Verfügung, als Vertreter der Freisinnig-Demokratischen Partei wirkte er in der Aufsichtskommission der Töchterschule der Stadt Zürich mit.

Alwin Künzler - selbst Vater von vier Kindern - gehört der Zunft Riesbach bereits als Vertreter der dritten Generation an. Sein Grossvater, seines Zeichens Zunftwirt im Kasino Zürichhorn, war der Zunft 1909 beigetreten.

Mit Blick auf die Studie «Die Zunft Riesbach gestern, heute und morgen», mit der das Selbstverständnis der Zunft anfangs der 1970er Jahre neu ausgelotet worden war, meinte Künzler in seinem letzten Jahresrückblick als Zunftmeister: «Wichtig ist, dass wir uns als Zünfter immer bewusst sind, dass auch Tradition sich wandelt, wenn sie sich wandeln muss. Revolution und Zunft schliessen sich aus, aber Evolution in Verbundenheit mit Althergebrachtem, das erhaltenswürdig ist, das ist meiner Ansicht nach zünftig.»

«Die Zunft steht ihm näher als das Korsett einer reizenden Biedermeierin», meinte Künzlers Nachfolger im Zunftmeisteramt, Erich Ulrich, am Martinimahl 1973 und umschrieb damit das Engagement Alwin Künzlers für die Zunft Riesbach nicht nur bildhaft, sondern vor allem treffend.

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Rudolf Lange

Zunftmeister von 1952 – 1956

(Friedrich) Rudolf Lange-Strütt wurde am 12. Juli 1898 in Zürich geboren und wuchs zusammen mit sechs Geschwistern im Seefeld auf. 1916 erwarb die aus Sachsen stammende Familie das Zürcher Bürgerrecht. Lange bildete sich in jenen Kriegsjahren als «Kaufmannslehrling» aus und war später Mitinhaber und unbeschränkt haftender Gesellschafter der Firmen Lange & Cie., Waschmaschinenfabrik, und Lange, Müller & Cie., Vertretungen. Langes sprachliche Begabung ist augenfällig. Als Zunftschreiber verfasste er in den Jahren 1938 bis 1943 auffallend ausführliche Protokolle, die nicht nur von hohem dokumentarischem Wert sind, sondern durch ihren poetischen Gehalt faszinieren. Es handelt sich um Hunderte von Seiten, deren Veröffentlichung eines Tages wohl geprüft werden sollte. Auch als Dichter und hervorragender Zunftredner bereicherte Lange manchen Zunftanlass. Sein ausgeprägtes Verständnis für geschichtliche Zusammenhänge bezog Gegenwart und Zukunft gleichermassen ein. Im Jahre 1956 - Lange verlas seinen letzten Jahresbericht als Zunftmeister - schloss er seine Rundschau zur gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und technologischen Weltlage mit folgender Betrachtung: «Wir alle sind uns dessen bewusst, dass unsere Generation am Beginn eines neuen Zeitalters, demjenigen der Atomenergie und der Automation, steht. Die technische Entwicklung hat ein so atemberaubendes Tempo angenommen, dass wir ihr kaum zu folgen, geschweige denn ihr Ende abzusehen vermögen. Wir können nur hoffen, dass sie sich zum Segen, nicht etwa zum Fluch der Menschheit auswirken werde.»

Lange starb am 9. Juli 1973, wenige Tage vor seinem fünfundsiebzigsten Geburtstag. Alwin Künzler würdigte den Verstorbenen bei der Abdankung als «überaus feinfühligen, überaus bescheidenen und immer hilfsbereiten Menschen».

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Otto Dürr

Zunftmeister von 1938 – 1952, Ehrenzunftmeister

Otto Dürr wurde am 6. Januar 1894 in Riesbach geboren, wo seine Eltern ein Blumengeschäft führten. Aus einfachen Verhältnissen stammend war es dem künstlerisch talentierten Jüngling aus finanziellen Gründen nicht möglich, ein Architekturstudium zu absolvieren. Als Mitarbeiter der bekannten Architekturbüros Pfleghard und Häfeli und Karl Knell schuf sich der gelernte Bauzeichner dennoch einen ausgezeichneten Ruf und wurde später in die Berufsverbände SIA und BSA aufgenommen, was die Fähigkeiten Dürrs unterstreicht. 1933 eröffnete er ein eigenes, bald vielbeschäftigtes Architekturbüro. Die Anwendung der Architekturideale des Neuen Bauens und der Umgang mit historischer Bausubstanz faszinierten ihn gleichermassen. So plante er einerseits Bauten wie das Studiogebäude von Radio Zürich und das Geschäftshaus Robert Ober. Anderseits leitete er umsichtig den Umbau des Zürcher Rathauses. Zusammen mit Architekt Josef Schütz zeichnete Dürr für die grosszügige Strandbadanlage Tiefenbrunnen verantwortlich. «Die Architektur spiegelt die weichen Rhythmen der zürcherischen Seelandschaft», meinte die Neue Zürcher Zeitung bei der Einweihung im Sommer 1954. Dürr sollte es nicht vergönnt sein, die Vollendung dieses Werks, das ihm ein «Herzanliegen» gewesen war, zu erleben, starb er doch am 31. August 1952 und musste die angefangene Arbeit seinem Mitarbeiter und Zunftfreund Willy Roost überlassen.

Dürr war neben seiner beruflichen Tätigkeit ein Mann der Öffentlichkeit. Von 1929-1931 präsidierte er den Quartierverein Riesbach. Als Angehöriger des Landesrings der Unabhängigen gehörte er von 1939-1950 dem Zürcher Kantonsrat an, dessen Präsidium ihm 1945/46 anvertraut wurde. 1950 erfolgte seine Wahl in den Bezirksrat. Ein Fraktionskollege, Kantonsrat Walter Bräm, charakterisierte ihn folgendermassen: «Er schmiedete auch in der Politik an der Kette der Gemeinschaft, der so manches Glied fehlt, weil eben die Schmiede fehlen. Als Architekt wollte er auch auf politischem Boden bauen, aufbauen. Er baute Brücken von Mensch zu Mensch. Jeder politische Hader war ihm ein Greuel. Nichts konnte ihn schmerzlicher berühren, als wenn hüben und drüben einer guten Sache die Anerkennung vornehmlich deshalb versagt blieb, weil die Herkunft nicht gefiel. (...) Wo der andere mit scharfer Zunge kämpfte, tat er mit grösserer Wirkung die versöhnende Gebärde.»

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Gottlieb Baldinger

Zunftmeister von 1932 – 1938

Gottlieb Baldinger wurde am 28. März 1882 in Holderbank AG geboren. 1903 trat der junge Kaufmann in die Konservenfabrik Lenzburg ein, in deren Aussendienst er während Jahrzehnten stand. 1917 übersiedelte Baldinger zusammen mit seiner Familie nach Zürich. 1920 wurde er in die Zunft Riesbach aufgenommen und übernahm drei Jahre später das Amt des Säckelmeisters und später jenes des Statthalters. 1932, im Jahr seiner Wahl zum Zunftmeister, erwarb er das Zürcher Bürgerrecht und dokumentierte damit seine Verbundenheit mit der Stadt Zürich. Baldinger starb am 31. Januar 1973 in Zürich.

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Fritz Zuppinger

Zunftmeister von 1919 – 1932, Ehrenzunftmeister

Fritz Zuppinger-Meynadier wurde am 27. Dezember 1875 als ältester Sohn von Johann Friedrich Zuppinger-Spitzer geboren, der seinerseits das Amt des Zunftmeisters von 1899 bis 1905 innegehabt hatte. In Stuttgart und Paris wandte er sich dem Studium der Architektur zu. Sein Leben und Werk gleicht in mancher Hinsicht demjenigen seines Vaters. So übernahm er im Laufe der Zeit dessen amtliche Funktionen als kantonaler und eidgenössischer Gebäudeschätzer und erwarb sich gleichfalls den Ruf eines erfahrenen und gewissenhaften Experten in allen Baufragen. Wie sein Vater war er auch Mitglied der Freisinnigen Partei und vertrat deren Interessen im Kantonsrat, im Grossen Stadtrat (Gemeinderat) und in der Schulpflege. Als Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft Neumünster diente er der Wohltätigkeit, als Präsident des Liederkranzes Neumünster der Gesangskultur. Daneben war Zuppinger ein «eifriger Militär». Während des Ersten Weltkrieges führte er als Major das Sappeur-Bataillon 23 und rückte später als Ingenieur-Offizier im Armeestab zum Obersten auf.

In den für das Gedeihen der Zunft Riesbach entscheidenden Jahren nach dem Ersten Weltkrieg stand Zuppinger an ihrer Spitze. Dank seiner Persönlichkeit genoss er überall grosses Ansehen. So wurde er 1923 zum Präsidenten des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs gewählt. Es war das erste Mal, dass ein Vertreter einer neuen Zunft in dieses Ehrenamt gewählt wurde. Zuppinger verunfallte bei einem beruflich bedingten Augenschein in Höngg und erlag am 28. Mai 1932, nach vermeintlicher Genesung, einem Schlaganfall. Sein Nachfolger im Präsidium des Zentralkomitees, Emil Rüegg, zeigte sich bei der Abdankung überzeugt davon, dass es in erster Linie Zuppingers Verdienst gewesen war, «dass der schöne Zunftsinn ... auch in Zeiten politischer Anfechtungen wach geblieben ist und weiter wachen wird».

Am 10. Oktober 1932 fand im Kasino Zürichhorn eine Gedenkfeier für den im Amt verstorbenen Zunftmeister statt. Paul Meynadier fasste das gesinnungsmässige Vermächtnis Zuppingers zusammen: «Seid einig. Zürich erwartet, dass jeder Bürger seine Pflicht tut. Seid würdige Zünfter und pflegt edlen Geist in der Zunft Riesbach.»

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Jean Roost

Zunftmeister von 1912 – 1919

Jean (Johannes) Roost wurde am 24. September 1870 geboren und war Bürger von Beringen SH. Die Einwohnerkontrollkarte gibt nähere Auskunft über seine berufliche Laufbahn als Kaufmann: Buchhalter, ab 1903 Prokurist bei der Brauerei Tiefenbrunnen und ab 1921 «Inspektor». Roost starb am 29. Dezember 1925, seine Gattin und zwei Adoptivtöchter zurücklassend.

Roost stand in einer Zeit an der Spitze der Zunft Riesbach, die vom Ersten Weltkrieg und all seinen negativen Auswirkungen auf das Zunftleben geprägt war. Der Mitgliederrückgang in jenen Jahren muss schwer auf dem Vorstand gelastet haben. Die genauen Gründe, die schliesslich zum Rücktritt des Zunftmeisters geführt haben, sind aus den Quellen nicht ersichtlich. Das Protokoll der Zunft Riesbach hält dazu lediglich fest: Roost «erschien nicht mehr und schickte seinen Austritt».

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Johann Keller

Zunftmeister von 1906 – 1912

Johann Keller, geboren am 16. März 1858, gestorben am 20. Februar 1945, war von Schleitheim SH gebürtig. Nachdem er schon in den Jahren 1877/80 und 1886/87 in Zürich gelebt hatte und ab 1890 zusammen mit seiner Familie ununterbrochen hier niedergelassen war, stellte er 1897 ein Einbürgerungsgesuch, welchem der Stadtrat auch entsprach. «Die Führung eines technischen Bureaux gewährt mir bei reger Tätigkeit ein befriedigendes Auskommen», schrieb Ingenieur Keller und fügte bei: «Bezüglich der Vermögensverhältnisse kann ich den jetzigen Steueransatz mit Fr. 6000.- auf Fr. 10000.- erhöhen.»

1914 nahm Keller erstmals Einsitz im Stadtzürcher Parlament. Keller rückte damit für den in den Stadtrat gewählten freisinnigen Zunftfreund Hans Kern nach. Johann Keller gehörte später auch dem Kantonsrat an.

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Eduard Rahn

Zunftmeister von 1905 – 1906

(Heinrich) Eduard Rahn - 11. Februar 1857 bis 29. Juli 1933 - stammte aus dem noch heute blühenden Zunftmeister- und Ratsherrengeschlecht der Stadt Zürich. 1881 ehelichte er Bertha Pfenninger, die Tochter eines in Riesbach eingebürgerten Steinhauers.

Aus den Quellen tritt uns ein Kaufmann mit ausgeprägtem Sinn und Talent für das Musische entgegen. Als «Zunftdichter» bereicherte er das Zunftleben während Jahrzehnten. Stellvertretend sei ein Protokolleintrag aus dem Jahre 1900 zitiert: «... unser Zunftdichter, Herr Rahn, (trug) mit gewohnter Wärme einen Prolog vor...» Rahn gehörte von 1895 bis 1899 als Delegierter dem Zentralkomitee an. Neben seinen Aktivitäten in der Zunft Riesbach gehörte er zu den treibenden Kräften beim Aufbau des Quartiervereins Riesbach: 1894 präsidierte er die Gründungsversammlung, übernahm zuerst das Amt des Quästors und später jenes des Aktuars. Als Aktuar diente er auch dem Kuratel der Familie Rahn.

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Johann Friedrich Zuppinger

Zunftmeister von 1899 – 1905

Johann Friedrich Zuppinger, Sohn eines Baumeisters, wurde am 18. März 1848 in Riesbach geboren, bildete sich als Architekt aus und trat nach kurzer praktischer Tätigkeit in die noch heute bestehende Bauunternehmung Baur & Cie. AG ein, deren Teilhaber er wurde. Ausserdem war er Verwaltungsrat der Brauerei Uetliberg, des Konsumvereins Zürich und der Leihkasse Neumünster. Vor der Verschmelzung Riesbachs mit Zürich und zehn weiteren Vororten war er Präsident des Gemeindeausschusses und Oberfeuerwehrkommandant. Nach der Stadtvereinigung sass er als Mitglied der Freisinnigen Partei im Grossen Stadtrat (Gemeinderat), im Bezirksrat und im Kantonsrat. Besonders geschätzt war Zuppinger in seiner Rolle als Kreisschätzer und Mitglied der kantonalen und eidgenössischen Schätzungskommission.

Am 13. August 1922 verstarb Johann Friedrich Zuppinger-Spitzer. Die Neue Zürcher Zeitung würdigte die Persönlichkeit Zuppingers in ihrem Nachruf mit den folgenden Worten: «Zuppinger war ein charaktervoller Mann, peinlich rechtschaffen, pflichtgetreu, mit fein entwickeltem Gerechtigkeits-­ und Ehrgefühl und liebenswürdig im Verkehr. Mit ihm ist ein Mann von uns geschieden, der dem Staate und der Gemeinde in den verschiedensten Stellen grosse Dienste geleistet hat.»

Zuppinger durfte es noch erleben, dass einem seiner drei Söhne, Fritz Zuppinger-Meynadier, 1919 ebenfalls das Amt eines Riesbächler Zunftmeisters anvertraut wurde.

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David Theiler

Zunftmeister von 1898 – 1899

David Theiler, Bürger von Richterswil, wurde am 4. März 1838 geboren. 1870 liess sich der talentierte Kunstschlosser in Riesbach an der Hallenstrasse nieder. Aus seiner Werkstatt stammen der zweite Zunftbecher, der sogenannte «Theiler-Becher» und die kunstvoll gearbeitete Fahnenstangenspitze aus dem Jahr 1895. Am Weinplatz zeugt seit 1908 das schmiedeeiserne, kuppelförmig ausgebildete Gehäuse des Brunnens vor dem Hotel Storchen vom grossen handwerklichen Können des Schlossermeisters (Entwurf für die Bronzefigur von Professor Joseph Regl).

Theiler übernahm das Zunftmeisteramt nach dem unerwarteten Tode Reisers nur interimistisch. Seine «Laufbahn» innerhalb der Zunft Riesbach lässt auf einen Menschen schliessen, der stets einsprang, wenn es galt, eine Lücke zu füllen und der Zunft durch Arbeit dienlich zu sein. In den Jahren 1895 bis 1897 war er Stubenmeister; 1897/98, 1899 bis 1906 und 1910 bis 1912 Statthalter; ferner von 1912 bis 1918 Zeugwart. Als Achtzigjähriger erklärte Theiler kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges seinen Austritt aus dem Vorstand. Dabei dachte der betagte Getreue aber keineswegs an einen endgültigen Rückzug. Vielmehr war er bereit, beim nächsten grossen Sechseläutenumzug die Rolle des «Costümmeisters» zu übernehmen, sofern ihm dies vergönnt sei. Das Schicksal wollte es anders: Theiler starb am 20. Juli 1920.

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Hermann Reiser

Zunftpräsident von 1893 – 1894, Zunftmeister von 1894 – 1898, Ehrenzunftmeister

Hermann Reiser, geboren am 14. Januar 1851, gestorben am 28. August 1898, stammte ursprünglich aus Wetzikon. 1886 wurde er Bürger der Gemeinde Riesbach. Seine erste Frau, Anna Magdalena Ruckstuhl, schenkte ihm acht Kinder. Wenige Tage vor jenem denkwürdigen, für die Gründung der Zunft Riesbach ausschlaggebenden Fasnachtsumzug im Jahre 1887 verschied Reisers Lebensgefährtin, aller Wahrscheinlichkeit nach an den Folgen ihres letzten Wochenbettes. Reiser heiratete im gleichen Jahr wieder und wurde in dieser zweiten Ehe mit Anna Jordan Vater von weiteren vier Kindern. Von Beruf Flachmaler, hatte er sich im Seefeld nach «hartem Ringen» und «schwerem Kampf ums Dasein» ein Geschäft aufgebaut. Seine Firma, die von seinen Erben weitergeführt wurde, führte nicht nur gewöhnliche Malerarbeiten, sondern auch die um die Jahrhundertwende beliebten Dekorationsmalereien aus.

Was die Zunft Riesbach betrifft, so gehörte Hermann Reiser zu den Männern der ersten Stunde. 1887 nahm er im ersten Vorstand Einsitz, 1893 wurde er Präsident und nach der Revision der Statuten im Jahre 1894 formell erster Zunftmeister. Dankbar erinnerte sich die Zunft Riesbach an seinem Grabe seiner grossen Verdienste: «... und wenn er auch anfangs nicht persönlich an der Spitze stand, so war es doch sein Wille, seine Energie, seine Ausdauer und sein Humor, der das Schifflein auch in gar trüben Zeiten über Wasser hielt und nicht müde wurde zu wirken, zu schaffen, um die Zunft Riesbach auf eine Höhe der Entwicklung zu bringen, die Veranlassung für die alten städtischen Zünfte bot, den Benjamin als vollwertig zu anerkennen. Hermann Reiser war der erste Zunftmeister, seit Riesbach im städtischen Zunftverbande Aufnahme gefunden, und war das Fähnlein der Getreuen unserer Vorgängerin, der Fasnachtszunft Riesbach. (...) Als er beim costümierten Kinderumzug 1897 selbst fünf Familienglieder ausrüstete, da musste man sich allgemein sagen: So etwas steht wohl unerreicht da, und allerhöchste Achtung gebührt solchem Opfersinn. (...) So leb denn wohl, edler Freund, die Zunft Riesbach wird und muss deiner immer gedenken!»

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Markus Schneider

Zunftpräsident von 1888 – 1893

Markus Schneider, der zweite Zunftpräsident der Zunft Riesbach, war Seidenfabrikant im Seefeld. Schneider hatte sich 1862 mit Verena Oechslin aus Riesbach verheiratet. Ursprünglich aus Kindhausen-Volketswil stammend, war er 1875 Bürger der Gemeinde Riesbach geworden. Markus Schneider wurde am 30. September 1837 geboren und starb am 14. April 1895 nach kurzer Krankheit.

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Johannes Peter

Gründungspräsident 1887

Johannes Peter, geboren am 6. Januar 1843 in Hottingen, wurde 1867 ins Bürgerrecht der Gemeinde Riesbach aufgenommen. Seine Familie stammte ursprünglich aus Unterschlatt im Kanton Thurgau. Die Stationen von Peters beruflicher Laufbahn heissen: Substitut des Notars von Riesbach, Bezirksrichter, Notar von Riesbach. 1868 ordneten die Stimmberechtigten des Wahlkreises Neumünster den 25jährigen in den Verfassungsrat ab. Zwei Jahre später erfolgte seine ehrenvolle Wahl in den Kantonsrat: 2216 von 3203 abgegebenen Stimmen waren auf ihn gefallen! Im Archiv der Kirchgemeinde Neumünster, das sich heute im Stadtarchiv befindet, ist ein Flugblatt der Demokraten aus dem Jahre 1880 erhalten geblieben, welches zur Wahl Peters aufrief: «Mann für Mann für ihn zur Urne. Er ist Eures Vertrauens würdig.» Selbstredend, dass der beliebte Politiker auch im Gemeinderat von Riesbach sass und später Präsident des Demokratenvereins Neumünster wurde. Von 1882 an vertrat er seine Gemeinde im Verwaltungsausschuss der Quaiunternehmung.

Am 9. Mai 1887 erlag Johannes Peter nach kurzer Krankheit einem Herzschlag, nur gerade 44 Jahre alt. Zurück blieb seine um 18 Jahre jüngere Gemahlin Hulda sowie ein vierjähriges Töchterlein gleichen Namens. Die Züricher Post, das Blatt der demokratischen Bewegung, würdigte den Verstorbenen als einen Mann «von Talent und Eifer» und bedauerte im Hinblick auf das vielseitige Engagement: «Mehrere Vereine verlieren mit ihm eines ihrer tätigsten Mitglieder.» Peter war 1869 Gründungspräsident des Liederkranzes Neumünster und Präsident der Knabenmusikgesellschaft Neumünster gewesen.

Johannes Peter hatte die kurze Spanne seines Lebens und Wirkens tatsächlich genutzt.